Der Kammweg ist zwar nicht überfüllt, so dass man nicht befürchten muss, auf Schritt und Tritt über andere Wanderer zu stolpern, aber es ist immer gut, von schönen Orten zu wissen, wo man selbst an einem sonnigen Tag mitten in den Sommerferien kaum jemanden antrifft.
Gleich in der ersten Etappe, bei einem Halt in Ostrov, lohnt es sich, einen etwa 2 km langen Abstecher hinter die Grenze durch das Bielatal zum Aussichtspunkt Grenzplatte zu machen. Man hat hier einen wunderschönen Ausblick über die Felstürme in den umliegenden Wäldern und trifft hier vielleicht nur Zwerge aus einer unweiten Höhle...
Auf dem Großen Schneeberg vermeide das Warten in der Gaststätte, überwinde den Hunger und mache unter dem Pferdekopf einen Abstecher zum ehemaligen Jagdschloss Christianenburg (Kristin Hrádek). Die Gaststätte und das Hotel mitten in tiefen Wäldern lohnen die Mühe. Unterwegs kannst Du überdies im Hrádecký-Teich baden, der vor Touristen so gut versteckt ist, dass auf den kleinen Grasstränden am kristallklaren Wasser, das aus dem Liščí-Bach hierher fließt, nur ein paar Einheimische und im Winter ab und zu ein Eisbader anzutreffen sind.
Falls Du Proviant mit dabei hast und gleich am Anfang der zweiten Etappe in Děčín feststellst, dass die Vorräte dünner werden, vergiss Einkäufe in großen Supermärkten und besuche den verpackungslosen Laden BIO KOKO unweit vom Platz Masarykovo náměstí. Es gibt hier lose, unverpackte Grundnahrungsmittel und dazu eine Menge Leckerbissen, aber auch Hygieneartikel, Gedichtsammlungen regionaler Dichterinnen, Bienenwachsumschläge für schmerzende Muskeln und Gelenke der Fernwanderer oder Biolimonaden und frisch gebackenes Roggenbrot. Dieser verpackungsloser Laden ist kein alter Krämerladen, sondern ein Schaufester der besten umweltfreundlichen und gesündesten unverpackten Produkte.
Am Rosenkamm, nur ein paar Hundert Meter von der Strecke entfernt, befindet sich ein steinerner Irrgarten mit einer Felspforte. Es lohnt sich hierher abzubiegen. Man trifft hier außer Vögel und verirrte Rehe gewöhnlich auf niemanden.
Da Du vom Belvedere dieses Jahr noch, aufgrund des Brandes im letzten Jahr, den grün markierten Wanderweg nach Hřensko nehmen musst, verlängere den Weg bis nach Schmilka und gönne Dir zum Abschluss der zweiten Etappe eins der außerordentlichen Erlebnisse, die Du hier reservieren kannst.
Hřensko und die Umgebung gehören zu den meist besuchten Orten der Böhmischen Schweiz, trotzdem hörten viele Einheimische noch nie über die Windmühle in Janov. Sie befindet sich nur ein paar Hundert Meter vom Kammweg entfernt und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
In der dritten Etappe hattest Du möglicherweise keine Lust, das Prebischtor wegen den Touristenscharen zu besuchen. Dann wirst Du Dich sicher umso mehr freuen, wenn wir Dir verraten, dass es auf dem Kammweg noch ein Prebischtor gibt, eine kleinere, aber nicht weniger faszinierende Felsformation mit einer ähnlich atemberaubender Aussicht wie vom großen Prebischtor.
Am Anfang der 23 km langen fünften Etappe kannst Du Dich in der Sommersaison gern im Schwimmbecken des Hotels Bellevue in Jetřichovice abkühlen, auch wenn Du hier nicht wohnst. Für den Eintritt ist nur eine kleine Gebühr zu bezahlen.
Auf der fünften Etappe erwarten Dich die weniger bekannten Engen Stiege. Lass Dir nicht einfallen, einen Umweg zu laufen. Der Aufstieg ist nicht anspruchsvoll und oben erwartet Dich eine Aussicht über die kleine Felsenstadt. Wenn Du mit kleinen Kindern wanderst und ihr den Schauenstein weglassen musstet, kannst Du hier selbst mit einem Baby ruhig hochsteigen und es wird für Euch ein schönes Trostpflaster für die nicht eroberte Räuberburg sein.
Vielleicht bist Du schon so lange auf dem Kammweg unterwegs, dass Du Sehnsucht nach echter Kunst hast. Wenn Du an Doubice vorbei läufst und die hiesigen Umgebindehäuser bereits kennst, dann wirf einen Blick hinter die Tür der Galerie Cifra, die vor einigen Jahren von dem Ehepaar Prokopec zusammen mit Nikol Lourková und dem Architekten Lukáš Kopp errichtet wurde. Die Galerie hat sich zum Ziel gesetzt, Werke von zeitgenössischen Künstlern aus allen Generationen auszustellen und ein weiteres künstlerisches Angebot für das ohnehin schon kulturell reiche Umfeld von Fabrika in Doubice zu schaffen.
Im Khaatal lasse Dich bei schönem Wetter durch die hiesige Talsperre verlocken. Das Wasser hier ist sauber, wenig Menschen und die in der Sonne erwärmten Ufer mit hohem Gras streicheln Deine müden Füße, auch wenn Du am Ende keine Lust hast, ins Wasser einzutauchen.
Von Kyjova nach Krásná Lípa kannst Du über den kleinen Ort Kamenná Horka gehen. Der hiesige Schmied Míla und seine Frau errichteten hier auf einer Wiese eine Selbstbedienungsbar. Hinter einer Holzwand, die wie eine Filmkulisse aussieht, findest Du alle regionalen Perlen wie das Bier Falkenštejn oder den Kaffee Bohemian Coffee House, im Kühlschrank gibt es wahrscheinlich Bratwürste, die Du hier über einem Feuer braten oder grillen kannst. Vergiss aber nicht zu bezahlen! Die metallene Kasse findest Du an der Säule des Unterstandes. In der Wiesenbar kannst Du auch übernachten, und wenn Du Míla fragst, verrät er Dir vielleicht weitere heimliche Orte, wo man in der Umgebung eine romantische Nacht verbringen kann...
Die sechste Etappe des Kammwegs birgt einen weiteren weniger bekannten Ort, der einen kleinen Abstecher wert ist. Die Windmühle holländischer Bauart mit erhaltener technischer Ausstattung, eine der größten ihrer Art im Land, trägt den poetischen Namen Světlík und befindet sich etwa 2 km vom Kammweg entfernt, zwischen Krásná Lípa und Jiřetín.
Es gibt sicher noch viel mehr weniger bekannte Orte, die es verdienen würden, entlang der Route des Kammwegs erkundet zu werden. Wir würden uns freuen, wenn Du uns davon erzählst. Also, einen glücklichen Trip, Kammweg-Wanderer, und komm bei uns vorbei auf eine Limo, ein Souvenir, einen Plausch oder um die Ausstellung zu besuchen!
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